Essen auf der MS Silversea Whisper

Essen auf der MS Silversea Whisper


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Essen auf der MS Silversea Whisper




Genießen Sie unsere exzellente Küche, inspiriert von den international anerkannten Chefs von Relais & Châteaux

So wirbt die MS Silversea mit ihren Restaurants, was zumindest bei mir hohe Erwartungen erzeugte im Vorfeld meiner gebuchten Karibik-Kreuzfahrt. Im Vorfeld war mir klar, dass aufgrund der Gegebenheiten an Bord niemals die Leistung eines Relais & Châteaux Hauses, in der unter anderem die Spitzenreiter der deutschen Gastronomie vertreten sind, erreicht werden kann.

Die Whisper hat vier Restaurants. Im Hauptrestaurant wird keine Reservierung benötigt und es gibt eine freie Sitzplatzauswahl. Gelegenheiten gab es immer genügend. In den anderen drei muss vorher reserviert werden, im Le Champagne gibt es einen Aufpreis von 60 $, ansonsten zuschlagsfrei.

Das Frühstück hatte ich immer im La Terrazza als Buffet eingenommen, das war solide, aber langweilig. Nach der Speisenauswahl wurde einem der Teller abgenommen und die Passagiere wurden zum Tisch geleitet, wenn man möchte, ich verzichtete darauf.

Ein Mittagessen hatte ich außer einmal paar langweiligen Nudeln nie, und kann darüber nichts schreiben.


The Restaurant

Die Tischzuweisung

Beim ersten Besuch hatte ich ein Problem, ich war der erste Gast und wurde an einen Katzentisch gesetzt. Er war direkt an der Küche, es zog, und es war unruhig und laut. An den weiteren Abenden ignorierte ich die Zuweisung der Bedienungen, man wollte mich wieder dort platzieren. Ich setzte mich hin, wo ich wollte, ohne dass jemand murrte.

Mann (oder Frau) wurde, wenn gewünscht, eingehakt von den Servicekräften zum Tisch geführt, was manche Damen sichtlich genossen. Ich bevorzugte einen freien Gang. Im Gegensatz zu den Restaurants,
wo man bestellen musste, hatte ich Tischnachbarn bei Andrang, was kein Nachteil war. Dadurch entstanden interessante Gespräche, mit Gästen aus vielen Ländern unserer Welt.

Der Service

Der Service war aufmerksam und professionell. Ich wurde gut betreut und wenn nur Kleinigkeiten auf dem Teller übrig blieben, wurde nachgefragt, ob es denn nicht geschmeckt hätte und ob ich etwas anderes haben möchte.

Meine Abneigung gegen Knoblauch hatte sich schnell herumgesprochen und ich musste es schnell nicht mehr erwähnen. Auch an den Bars wussten die Bedienungen meine Vorlieben, und waren ganz stolz zu erraten, was ich denn trinken möchte.

Der Dienst am Kunden war beispielhaft. Ich befürchte, dass ich diesen Standard bei anderen Schiffen in der Zukunft vermissen werde.

Das Dinner

Ich werde exemplarisch ein Abendessen beschreiben. Die Auswahl an den anderen Tagen wechselte, und war vom Ablauf ähnlich. Es gab zwei Abschnitte in der Speisekarte, das Steakhouse-Menü und die Chef-Selektion. Ich fasse beides zusammen.

Vorspeisen:

Black Angus Beef Tatar
Swordfish Carpaccio
Shrimp Ritz Martin
Burgundy Snails
Grilled Foie Gras
Assiette of Artichokes

Das Tatar und alle Carpaccios, die es auf der Reise gab, waren einwandfrei, und meist die Höhepunkte der Menüs. Das kann die Küche und würde auch in gehobenen Häusern auf dem Festland die Geschmäcker überzeugen. Am liebsten hätte ich im Nachhinein alle kalten Vorspeisen bestellt, und wäre danach glücklich und satt gewesen.

Suppen, Salate und Nudeln:

Lobster Bisque
Tomato Velouté
Porcine Velauté
Baby Leaf Salad
Penna alla San Remese

Die Suppen hatten einen intensiven Geschmack, und erschienen mir nie als Fertigprodukte. Dafür waren die Salate erstaunlich geschmacklos und fade, zumindest meine beiden ersten (und damit auch letzten).

Sorbet


Pink Champagne

Die Sorbets waren frisch, hatten Eigengeschmack und waren geschmeidig. Ich konnte es mir nicht nehmen und bestellte zu jedem eine passende Sauce, hier natürlich ein Gläschen Champagner.

Hauptgänge


Filet of Atlantic Salmon
Fish of the Day
Filet of Atlantic Salmon
Whole-roasted Free-range Baby Chicken
Grilled Filet Mignon (6 oz.)
New York Strip Steak (8 oz.)
Charred Pork Chop
Grilled Main Lobster
Dover Sole
Black Angus Wellington
Baby Vegetable Ragout


Eine gigantische Auswahl, nur vielleicht für Vegetarier nicht, dazu noch neun verschiedene Saucen (Crainy Mustard, Five-Pepper, Mint und Coriander Relish), Gemüse und Kartoffeln nach Wunsch (Parsley Potatoes, Green Asparagus, Mushroom Fricasee). Wer hier nichts findet, ist selbst schuld.

Die Qualität ging bei mir von fantastisch (der Hummer), über die Rindersteaks (gut und zart), zum Mittelmaß (die sparsam gewürzten Gemüsesorten) bis zum Abgrund. Ein Steak vom Reh war für mich nicht genießbar, ein Klumpen Fleisch, unaromatisch, fast roh und kalt. Mein Rinderfilet mit Pfeffersauce an einem Abend war auf den gewünschten Punkt gegrillt bzw. gegart, kein raffinierter Gang, aber solide und zart.

Wie diese Unterschiede zustande gekommen waren, konnte ich nicht herausfinden. Andere Reisende meinten, dass das Essen früher auf dem Schiff besser war. Vielleicht war der Chefkoch im Urlaub, an den Produkten kann es meiner Meinung nach nicht gelegen haben.

Desserts


Die gab es auf einer Extrakarte, die ich nicht mitgenommen hatte. Da ich meist keines gewählt hatte, kann ich dazu auch nicht viel beitragen. Einen ungewöhnlich spannenden Abschluss des Menüs hatte ich nicht in Erinnerung. Gut waren die Pralinen, die zum Kaffee gereicht wurden.

Getränke


Fast alle Getränke waren beim Preis der Reise inkludiert, auch viele Champagnersorten und edle Spirituosen. Ich hielt mich größtenteils an der täglich wechselten Weinempfehlung aus den USA, Frankreich, Südafrika etc., ein deutscher war nie dabei.

Ein zufällig kennengelernter Tischnachbar hatte noch 1.000 $ auf seinem Bordkonto, das wir an einem Abend nach und nach mit Getränken leer machten. So kam ich in den Genuss eines 595 $ teuren Jahrgangs-Champagner von 2004, den ich mir sonst nie geleistet hätte. Vielleicht fehlt mir der Geschmack und die Zunge dafür, schätzen konnte ich das nicht. Eventuell ist der Flasche das jahrelange Schunkeln auf dem Schiff nicht gut bekommen. Einen spürbaren Unterschied zu einem normalen Champagner konnte ich nicht feststellen. Vielleicht bin ich einfach nur ein Banause.


La Terrazza La Terrazza ist das italienische Restaurant des Schiffs mit authentischer Küche. Am Tag dient es als Büffet-Restaurant, am Abend wird es in ein schickes Lokal mit mediterranem Flair verwandelt. Ich trank die Weinempfehlung des Abends Banfi, Fumaio Sauvignon Blanc & Chardonnay, Toskana 2013 und hatte dabei Folgendes zur Auswahl:

Antipasti


Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe
Insalata di Gamberi con Salsa di Lattuga
Uovo, Asparagi e Fonduta di Parmigiano
Insalata Caprese
Carpaccio di Pesce Spada ai Pinoli e Aceto Balsamico
Carpaccio Classico con Rucola e Parmigiano
Quaglia Arrosto, Polenta Biancoperla alla Griglia
Selezioni di Antipasti La Terrazza


Zum Glück waren die Gerichte zusätzlich in Englisch, nicht alles hätte ich übersetzen können. Gewählt hatte ich das Schwertfisch-Carpaccio, fein geschnitten, gut gewürzt und eine passende Komposition mit den Kapern, den Piniennüssen und dem Essig, Chapeau!

Pasta


Risotto Grumolo delle Abbadesse ai Funghi Porcini
Ravioli de Pecorino
Pansotti in Salsa di Noci
Zuppa di Pasta e Fagiolina del Trasimeno
Pappardelle Pasta with Duck Ragout
Le Trenette al Pesto
Bigoli alla Siciliana


Trasimeno-Bohnen hatte ich wissentlich noch nie gegessen, obwohl sie geschmacklich die ungekrönte Königin aller Bohnen sein sollen. Meine Suppe davon war herrlich. Trotz des eher rustikalen Geschmacks, vermutlich wegen der Kartoffeln, hatte sie eine feine Note und war perfekt abgeschmeckt, die Bestellung hatte sich gelohnt.

Secundi


Bocconcini di Cervo al Vino Bianco
Saltimbocca alla Romana
Filetto di Pesce fresco del Giorni con Peperoncino e Peperoni
Filetto di Tonno, Salsa di Pomodori Secchi

Innerlich hatte ich mich auf den Fisch des Tages eingestellt und war hocherfreut, dass zusätzlich mündlich die Tagesempfehlung Lobster Thermidor anvisiert wurde. Mir wurde ein ordentlicher Hummer traditionell in seiner Schale serviert. Das Ragout war zart, gut abgeschmeckt und der Höhepunkt meiner Hauptgänge auf diesem Schiff.

Dolci


Tiramisù
Gelatti
Cannoli
Tortino al Cioccolato
Zabaglione

Einen Nachtisch gab es bei mir nur in flüssiger Form, die Grappa-Auswahl war gut und ausreichend.

Ich hatte den Abend genossen und im Nachhinein bereut, nur einmal dieses Restaurant besucht zu haben. Die Auswahl war groß und wechselte während der Reise ständig. Der Service war aufmerksam und freundlich und am Essen hatte ich nichts auszusetzen, Buon Appetito!


Le Champagne

Das einzige Weinrestaurant des Schiffs, die Bezeichnung hatte ich nicht verstanden, denn in den anderen Gastronomiebetrieben gibt es natürlich auch nicht nur Bier zur Getränkeauswahl. Trotz eines Aufpreises von 60 $ war es ausgebucht.

Die Begrüßung war für dieses Schiff ungewöhnlich reserviert, ohne Lächeln wurden wir zu unserem Tisch geleitet. Das war etwas zu viel auf vornehm gemacht. Die sechs Tische waren apart gedeckt und gaben einen eleganten Eindruck auch durch die in Regalen gelagerten edlen Rotweinflaschen.

Es gab ein Glas Champagner zum Auftakt und die Speisekarte mit folgenden Angeboten:

Assiette de hors d'oeuvre Le Champagne


Foie Gras Cone, Butternut, King Scallop, Lime, Lobster, Mango, Porcini Cappuccino

Ein schöner Einstieg, der Lust auf mehr machte. Lauter Kleinigkeiten, die schick angerichtet waren und pikant geschmeckt hatten, ich freute mich danach auf die weiteren Gänge.

Entrées Froides


Carpaccio de Thon Rouge · Parfum Trois Moutardes
Marbré de Foie d'Oie et Canard · Épices Douces
Homard du Maine · Caviar d'Élevage
Caviar & Condiments

Es ging gut weiter mit dem Kaviar-Gang, der keiner war, denn die Eier waren nicht vom Stör, sondern von einem amerikanischen Atlantikfisch. Viel Kunst war allerdings nicht dabei, er wurde traditionell mit den üblichen Beilagen serviert. Einen Echten hätte es nur gegen einen hohen Aufpreis gegeben.

Entrées Chaudes


Risotto à la Feuille d'Or
Foie de Canard Poélè · Compote de Fruits des Bois
St-Jacques Grillées · Vinaigrette à la Noisette

Da ich weder Risotto noch Jakobsmuscheln mag, geschweige denn Gänseleber, setzte ich diesen Gang aus.

Entre-Deux


Bouillon de Sole au Camembert
Bisque de Homard
Farandole de Cépes Essence de Truffes


Der kulinarische Tiefpunkt der Reise und garantiert in meinem persönlichen Unmenü des Jahres. Was die Küche sich dabei gedacht hatte, kann ich nicht nachvollziehen. Auf drei Stücke Käse wurde eine weiße Brühe geschüttet, die nur nach warmem Wasser schmeckte. Ich habe keine Ahnung, ob eine Seezunge zu wenig Eigengeschmack hat, dass man keine anständige Consommé daraus machen kann oder ein Koch das Rezept missverstanden hatte. In dieser Art war es sinnlos und wurde von mir fast vollständig zurückgeben. Das mache ich bei Tier-Gerichten ungern. Hier hatte ich kein schlechtes Gewissen, denn der Fisch-Anteil war gering gewesen. Vielleicht nur die Bäckchen eines Fisches auf paar Liter? Unabhängig davon kann ich die Mischung Käse / Bouillon nur eingeschränkt empfehlen, und werde so etwas nicht mehr bestellen.

Terre et Mer


Homard de Rochester Thermidor
Sole de la Petite Péche
Cerf en Croûte
Carré d'Agneau · Fondue de Fenouil · Fleurs de Thym
Poélèe de Filets de Pigeon

Ich hatte in drei Restaurants den traditionellen Hummer, hier war es die schwächste Küchenleistung. Der Pilzanteil war viel zu hoch, von Fleisch war wenig zu sehen, und die Sauce war matt, ohne einen Eigengeschmack. Mein Essensnachbar sprach von Pilzragout und war so enttäuscht wie ich.

Douceurs


Soufflé au Grand Marnier Centenaire
Suzette à ma Façon
Trilogie de Mi-cuits

Eine anständige und mir etwas zu süße Variation von Valrhona Chocolate Lava Cakes, die okay waren, aber ohne eine große bleibende Erinnerung. Ich vermisste etwas Kaltes und Frisches à la Variation von Sorbets, bei den hohen Temperaturen, die wir gehabt hatten.

Fazit

Mein Tischnachbar nannte den Abend ein Desaster und beschwerte sich später bei der Serviceleitung. Sie lud uns als Entschädigung zu einer zusätzlich zubereiteten Portion Hummer im Hauptrestaurant ein. Ganz so schlimm fand ich es nicht, aber der Aufpreis war das Essen nicht wert und ich würde dort nicht mehr einkehren wollen, wenn ich noch einmal auf das Schiff komme.

Das Personal hatte nicht seinen besten Tag. Ich hatte ein Sorbet zwischen den Gängen bestellt, was problemlos akzeptiert, aber nie serviert wurde. Anschließend wollte ich eine Kopie des Menüs haben, was ich erst beim dritten Nachfragen zwei Tage später von der Chefin bekommen hatte. Da auch das Lachen bei den Bedienungen unter Strafe stand und alles zu ernst genommen wurde, fühlte ich mich nicht wohl und war froh, wie der Abend vorbei war, schade.


Pool Bar & Grill

Das einzige Lokal, dass ich nicht besucht hatte. Man kann im Freien sitzen, was ich bei der Hitze nicht unbedingt wollte. Serviert wurden Gerichte wie Steaks und Fisch auf dem heißen Stein. An einem Abend wollte ich spontan hin, um sieben Uhr waren alle Tische frei. Der arrogante Oberkellner meinte mich bestrafen zu wollen, weil ich keine Reservierung hatte, und teilte mir mit, dass erst ab 8 Uhr ein Tisch frei wäre. Veralbern kann ich mich selbst, und war seitdem nicht mehr dort gesehen.



Zusammenfassung

Ich fühlte mich wie im Schlaraffenland, Essen und Trinken im Überfluss, gute Geister bedienen einem und die Speisen werden einem fast in den Mund gelegt. An Luxusprodukten wurde nicht gegeizt und man wurde animiert mehr zu nehmen als man eigentlich wollte.

Das lässt sich die Reederei natürlich teuer bezahlen und jetzt kommt das Meckern auf hohem Niveau, dafür war die Leistung leider nicht immer zufriedenstellend. Im Großen und Ganzen war es gut, vielleicht war meine Erwartung auch zu hoch.

Ich würde immer wieder dieses Schiff buchen (regelmäßige Lotterie Gewinne vorausgesetzt), das Le Champagne meiden, mehr ins La Terrazza gehen und auch mal ein Steak auf dem heißen Stein in der Pool Bar & Grill essen. Und anschließend, wie bei dieser Kreuzfahrt, täglich in die Grappa-Bar gehen, um einen schönen Digestif zu nehmen, Salut!




Nachtrag

Reisen bildet, so auch hier. Wer kann folgende Fragen beantworten? Zu gewinnen gibt es nur ein virtuelles Bon Appétit, und die Auflösung gibt es bei Google:

Was bedeutet Insalatina di Campo, Parmigiano, Noci e Capperi con Salsa alle Erbe?

a) Mit Kaviar (die reichen Erben)
b) Mit Kräutern
c) Mit Kartoffeln
d) Mit Erbsen

Risotto Grumolo delle Abbadesse ai Funghi Porcini ist:

a) Eine Gemeinde in Nordostitalien
b) Fast roher Reis
c) In Grappa eingelegt
d) Mit Parmaschinken

Soufflé au Grand Marnier Centenaire ist

a) Überflüssig
b) Übermaß
c) Im Zentrum
d) Hundertjährig

Die Bouillon de Sole au Camembert schmeckte mir nach (mehrere Antworten möglich)

a) Nix
b) Nichts
c) Gar nichts
d) Überhaupt nichts

Mahlzeit!