Das Restaurant "Pazifik" auf der MS Delphin
"Machen Sie auch bei dem Walfang-Ausflug mit?"
Das war für mich die beste Frage auf der Reise, aber nein, Wale wurden natürlich nicht gefangen
oder gar gegessen auf meiner Mittsommer Reise im Juni 2012 nach Island, Spitzbergen & Norwegen mit der MS Delphin
(ich denke die Dame meinte Walbeobachtung), ein relativ altes Schiff (gebaut 1975) und einer bewegten
Vergangenheit, nach der Pleite des Betreibers Hansa im letzten Jahr versucht nun die neue Gesellschaft
Passat ihr Glück. Da anscheinend die anfänglichen Buchungszahlen nicht zufriedenstellend waren wurden
gute Angebote für die sommerlichen Touren angeboten, und da ich ein großer Freund von den europäischen
nordischen Ländern bin konnte ich nicht widerstehen und buchte sofort die Reise.
Gespannt war ich natürlich über das kulinarische Angebot auf diesem Schiff, selbstbewusst wird die
Küche auf der Homepage etwa so beschrieben: "Kochen aus Leidenschaft", "kulinarische Genüsse
auf allerhöchstem Niveau" und "Der Chef de Cuisine übertrifft sich selbst", dass auf Grund der
Begebenheiten an Bord eines Schiffes dies nicht unbedingt erreichbar ist war mir allerdings im Vorfeld schon bewusst.
Kurz noch das weitere kulinarische Programm auf dem Schiff bevor ich auf das Hauptrestaurant 'Pazifik'
eingehe:
Lido-Bar:
Die Bar ist mehr oder weniger zum Selbstbedienungsrestaurant umfunktioniert worden, man kann
alle Mahlzeiten hier auswählen und Essen oder am Pool sitzen (bei dieser Tour manchmal wegen dem Wetter nur sehr
eingeschränkt zu empfehlen), es war oft vollbesetzt und schwer einen Platz zu
bekommen (wurde von mir nicht besucht, das Angebot war in etwa dem von dem Bedienrestaurant).
Delphin Lounge:
Erdnüsse / Chips / Wiener Würstchen :-), von mir oft wegen der Getränke und WLAN genutzt und einmal
ein Würstchen wegen einem EM-Fußballspiel.
Andere Alternativen gab es keine, es ist ein relativ kleines Schiff
und nicht zu vergleichen mit dem Angebot der neuen Megaliner.
Das Hauptrestaurant "Pazifik" auf der MS Delphin:
Die Mahlzeiten werden alle in einer Sitzung mit fester Platzzuordnung durchgeführt. Auf den Platz-Wunsch
den man vor der Reise angeben kann sollte man sich nicht unbedingt verlassen, ich wollte an einem Tisch
mit vier Personen sitzen und landete an einem Tisch mit sechs Personen, mein netten Tischnachbarn wollten am Gang sitzen und hatten einen
Fensterplatz bekommen (obwohl andere Tische leerblieben). Das ließ uns aber an unserem Tisch nicht
groß stören und im Nachhinein war es eine gute Wahl, wir verstanden uns sehr gut und es war eine
angenehme Stimmung während den Mahlzeiten (dass es auch Nervensägen gibt haben wir leidvoll am
Nachbartisch mitbekommen...). Von der Bestuhlung her war es relativ eng (gerade bei den Sechser-Tischen) und
für mich in diesem Maße ungewohnt bei einem Kreuzfahrtschiff, aber auch da gewöhnte man sich dran.
Nun aber zum wichtigsten Thema, dem Essen an Bord selbst:
Kalte Vorspeise: Carpaccio vom Kalb mit Bärlauchpesto, Grapefruitsalat und gehobelten Grano Padano
Liest sich gut an und schmeckte größtenteils auch sehr gut (von der steinharten gerösteten Basilikumciabatta
mal abgesehen), die Ente zum Beispiel war sehr zart und schön angerichtet.
Auch Extrawünsche im Rahmen waren möglich und wurden wie gewünscht umgesetzt.
Üblich gab es ein Salat- und Käsebüffet, nur an den Galatagen nicht. Leider waren die
Gerichte am Anfang der Reise nicht immer heiß, nach einem Bar-Gespräch (keine Reklamation sondern
nur eine Feststellung) mit dem F&B Manager wendete sich dies und selbst die Suppen waren dann heiß (meinen
netten Tischnachbarn zu heiß, aber zum Glück haben die sich nicht darüber beschwert, das wäre dann mehr
als peinlich gewesen).
Nicht gewöhnt hatte ich mich aber (speziell während des Abendessens) auf die Unruhe des Services, der
freundlich war aber bei den vielen Menschen auf einen Schlag überfordert war, es war ein ständiges
Rennen der Mannschaft um die Gäste satt zu bekommen und ihren Durst zu löschen, manche im Service
eigentlich vorgesehenen Dienstleistungen (frischer Pfeffer aus der Mühle, Anbieten von Digestifs etc.)
wurden oft auf Zeitmangel gestrichen, dies ist ein Nachteil (wie auch der engen
Bestuhlung) bei einer Sitzung an Bord eines Schiffes.
Als Begrüßung der Küche wurde z.B. ein "Willkommen - Gala - Dinner" angeboten:
Suppe: Doppelte Ochsenschwanzkraftbrühe mit Sherry und gerösteten Basilikumciabatta
Warme Vorspeise: Sautierte Riesengarnelen mit fünf Käsesorten überbacken dazu frische Kurkumabuchtel
Hauptgerichte: Heilbuttfilet im Gemüsemantel mit Hummersauce, grünen Spargel und Steinpilzrisotto
oder
Im ganzen gebratene Cherry Valley Ente mit Orangensauce, Maronenrotkohl und Kartoffel Zigarre
Salat: Knackiger Buttersalat mit Tomatenwürfel, frischen Champignons, gebratenen Speckstreifen und Knoblauchcroutons in
Balsamico-Olivendressing
Dessert: Frische, marinierte Erdbeeren mit Weißweinsabayonne und Eierlikörcreme
oder
Frische Früchte der Saison
Käse: Hausgemachte Gorgonzolacreme im Spiel mit Trauben, dazu Nussbrötchen
oder ein vegetarisches Menue:
Gemüsecarpaccio, Gemüsebrühe, Kartoffelstrudel und frische Früchte
Während der gesamten Reise wechselte das Mittag- und Abendessenprogramm ohne Wiederholungen (was aber bei mehr als einer
Reise auf dem Schiff dann doch passiert), ich freute mich immer wieder auf eine neue Auswahl, was man beim
Frühstücksangebot nicht gerade sagen kann, etwas eintönig ohne Abwechslung, ich kann bis heute keine
Aufschnittwurst mit Paprika mehr sehen...
Gelungen auch der abendliche Snack an der Bar, täglich gab es was anderes leckeres, von Pizza über Suppe bis zu
einem Büffet mit gegrillten Fleisch, und das zwei Stunden nach dem Abendessen. Wie ich hier noch
eine Wurst und ein Fleischspieß gepackt hatte ist mir immer noch ein Rätsel. Weiterhin gab es Vormittags
noch eine heiße Brühe (nie genutzt) und Nachmittags ein Kuchenbüffet mit dem Höhepunkt 'Strudel', hier
meinte man die Masse hätte seit sieben Tage nichts mehr bekommen an diesem Tag wie die dieses Büffet
gestürmt hatte. Zum
Glück esse ich kein Kuchen und begnügte mich mit den gleichzeitig angebotenen Schnittchen.
Etwas unglücklich ist die Trinkgeldfrage gelöst, man kann dies über das Bordkonto machen (erwartet werden
ca. 6-7 Euro pro Passagier und Tag) oder individuell regeln. Ich hatte das Gefühl dass der Service
eher erwartet direkt belohnt zu werden, mein Mix war anscheinend unglücklich, denn es gab nur ein
kleines Nicken ohne jegliche Freunde bei meinen Bedienungen (ich glaube die hatten mehr erwartet), dies war
leider kein schöner Abschied von der Crew.
Fazit:
Das Essen an Bord hat Spaß gemacht trotz der ständigen Unruhe. Wegen dem Essen würde ich jederzeit
wieder mit der MS Delphin fahren, die Auswahl und die Qualität stimmte.