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Piraten der Karibik: Ein Augenzeugenbericht aus dem 21. Jahrhundert

Mit der MS Hamburg von Kuba bis zur Dominikanische Republik


Vorwort: Ich habe bei der Entwicklung der Berichte auf diesen Seiten meine technischen Grenzen erreicht, denn die manuelle Erstellung mit HTML Codes ist sehr aufwendig. Dafür benutze ich nun eine Weblog-Software. Dieser Bericht ist Smartphone-optimiert auch hier zu lesen, wie alle anderen auch auf Zinni-Online:

Dieser Bericht auf „Zinni auf Reisen“


Inhaltsverzeichnis:

Piratenfrei!: Zürich / Schweiz

Die Nationalflagge der Schweiz
Die Nationalflagge der Schweiz


Piratenfrei!: Zürich / Schweiz


Vorwort: Ich hatte bei meiner Kamera eine ISO-Einstellung vergessen zurückzusetzen, und das laienhaft den ganzen Urlaub über nicht gemerkt. Argh!!! (allgemeiner Piraten-Ausdruck). Manche Bilder sind nicht in der von mir erhofften Qualität, und andere lohnenswerte Motive habe ich aus Scham und Eigenstolz erst gar nicht veröffentlicht. Das ist ärgerlich, es gibt aber schlimmeres. Ich benötige kein Mitleid, und hämische Sprüche wie Hobby-Knipser kann ich ertragen. Ansonsten lief ich oft „Kameralos durch die Stadt“ (wie in Santa Domingo oder Port Antonio), und an Stränden nahm ich sie auch nicht mit, weil ich sie ungern allein und unbewacht liegen lasse. Aber nun zum Bericht, der hoffentlich trotzdem gefällt.

Rückblende: Vor vielen Generationen war ich das erste Mal auf Langstrecke unterwegs, Ziel war Florida in den Vereinigten Staaten. Ich war jung, benötigte kein Geld und besuchte unter anderem auch Disney World. Imponiert hatte mir dort wenig, dafür war ich dann doch schon zu alt. Eine der seltenen Ausnahmen war die Themenfahrt „Pirates of the Caribbean“, die letzte Disneyland-Attraktion, an der Walt Disney persönlich mit geplant hatte. Wir landeten in der Welt der Piraten, und durch Kanonenschüsse, Plündereien und brennenden Gebäuden wurde es ein gelungenes kleines Abenteuer. Dass aus dieser Disney-Attraktion eine Reihe von erfolgreichen Spielfilmen Fluch der Karibik basieren, ahnte ich da noch nicht. Eine sich sehr wichtig nehmende Kollegin von mir, meinte mich korrigieren zu wollen, wenn von „Piraten der Karibik“ die Rede ist. Sie meinte, dass es „Fluch der Karibik“ heißt, und es nur das gibt. Ich ließ sie bei ihrem Glauben.

Jahrzehnte später: Der Reisebericht meiner Asien-Reise im November 2018 endete mit der Bemerkung „Die nächsten Monate ist Projektarbeit angesagt, mit längeren Abwesenheiten ist leider nicht zu rechnen. Erst im Mai 2019 habe ich wieder einen größeren und bereits gebuchten Urlaub vor“. Das war zu diesem Zeitpunkt geplant, aus technischen Gründen hatten wir aber einen Projekt-Stopp im März. Mir war es recht und suchte etwas zu diesem Termin, um nicht monatelang im Rhein-Main-Gebiet gefangen zu sein.

„Karibik-Feeling unter Palmen“ nannte sich eine Kreuzfahrt von Plantours mit der MS Hamburg, die von Kuba nach der Dominikanische Republik verlief:

Meine Karibik-Kreuzfahrt mit der MS Hamburg (Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours & Partner GmbH)
Meine Karibik-Kreuzfahrt mit der MS Hamburg (Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours & Partner GmbH)

Eines der für mich gegensätzlichsten Ziele der Welt war Kuba. Einerseits reizte es mich seit langen die Insel zu besuchen, wegen Zigarren, Rum und alte Autos und viel mehr Einzigartiges. Ich konnte mir aber auch gut vorstellen, dass diese auch einen leicht zur Verzweiflung bringen kann, mit seinen vielen Widersprüchen.

Auf der Route wurden noch weitere karibische Destinationen angefahren, von denen ich noch nicht eines vorher besucht hatte. Acht neue Ziele, und vier neue Länder, hörte sich interessant an. Ich dachte an die Stimmung und den Rhythmus von Disney World (und natürlich an die Filme, die darauf aufgebaut wurden), und habe seitdem die Titelmusik im Kopf. Daraufhin entschied ich mich auf den Spuren der Piraten zu begeben. Frei nach dem Motto: „Wann ist die beste Zeit nach Kuba zu fahren“? JETZT! Spätestens nach Anblick von diesem Bild der MS Hamburg, aufgenommen in Kuba:

Die MS Hamburg (Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours & Partner GmbH)
Die MS Hamburg (Copyright und Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der Plantours & Partner GmbH)

Ein Schiff, vergleichbar von der Größe mit meinen Favoriten MS Astor, früher der MS Delphin und natürlich alle Schiffe von Silversea. Alles feine, kleine und familiäre Schiffe, und ich konnte mir gut vorstellen, dass ich mich auf der MS Hamburg bei meinem Erstbesuch auch wohlfühlen würde.

Am Anfang plante ich nur die Kreuzfahrt, mit einer zeitnahen An- und Abreise. Fast täglich aber erweiterte ich die Reise. Naiv wie ich war, dachte ich zuerst an eine Anreise über die USA, bezahlbare Flüge gab es genug. Stutzig wurde ich, als ich bei der Buchung eine Kategorie für den Grund der Reise angeben musste: Offizieller Regierungsauftrag, Autorisierte Exportaktivitäten, Hilfsmaßnahmen für das kubanische Volk und weiteres mehr, was nicht auf mich zugetroffen hatte. Eine „Journalistische Tätigkeit“ sehe ich bei meinen amateurhaften Reiseberichten nicht. Ich hatte schnell eingesehen, dass ich zwangsläufig nicht über die USA nach Kuba fliegen konnte.

Mein nächster Gedanke war ein Zwischenstopp in Cancun in Mexiko, und nach einem Aufenthalt dort weiter nach Havanna zu fliegen. Ich war einmal an der Stadt vorbeigefahren, und war froh, nicht dort bleiben zu müssen. Ähnlich ging es mir nun wieder virtuell, ich fand nichts Interessantes für mich dort. Ich plante wieder um, um nun via Zürich direkt nach Kuba zu fliegen, zum Badeort Varadero. Da ich wissentlich noch nie in Zürich war (vielleicht als Kind?), plante ich auch dort eine Übernachtung ein.

Varadero ist DIE kubanische Touristen-Hochburg, nicht erst nach der Öffnung zu der USA. Durch den Nonstop-Dienst ab Europa war das bequem, ich hatte aber auch viele negativen Kritiken über die hiesigen Hotels gelesen: Das Hotel war eine einzige Katastrophe, schmutziger dreckiger Hotelgang, Schimmel an der Decke, im WC Handtücher schmutzig und mehr. Ich wählte das für mich schickeste Hotel, das Meliá Internacional. Schlechte Kritiken darüber fand ich nicht, und es bezeichnete sich selbstbewusst als Varaderos Flagship Hotel. Mein erster All-inclusive Aufenthalt in einem Hotel, und bei der Auswahl von neunzehn Restaurants und Imbissen, und fünfzehn Bars sollte keine kulinarische Langeweile aufkommen. Dachte ich zu mindestens. Wobei wohl niemand wegen einer exquisiten Küche nach Kuba fährt. Eher wegen Rum, Rumba und Cocktails unter Palmen, auch meine Planung für Varadero.

Mit Piraten hat die Schweiz natürlich wenig zu tun. Das Wort ist abgeleitet von lateinisch Pirata (Seeräuber) und die gab es traditionell in den Bergen wenig, der Züricher See war frei davon. Keine Piraterie im eigentlichen Sinn sind die Ziele der gleichnamigen Partei (die in der Schweiz nicht viel Einfluss hat, kein Wunder bei einem Wähleranteil von 0,4 Prozent), und Hollywood attackiert die Schweiz als Pirateninsel, als attraktiver Standort für illegale Internet-Aktivitäten. Auf keinem Piratenportal, sondern herkömmlich buchte ich mein Hotel, und war überrascht, ich hatte höhere Preise erwartet. Wer die Hotel-Preise von Grönland kennt, lernt die Schweiz zu schätzen.

Anscheinend wegen Wochentag und Zeit (donnerstags mittags) war am Flughafen Frankfurt nicht viel los vor meinem Abflug nach Zürich mit Lufthansa. Nach dem Einchecken und den Kontrollen (stilgerecht war ich als Freibeuter verkleidet, den Plastiksäbel musste ich leider abgeben) reichte es sogar noch für ein Weizenbier im Terminal. Auch an Bord gab es ein Bier, und nachdem ich dieses ausgetrunken hatte, landeten wir bereits in Zürich. Beim Abholen des Koffers hatte ich ein für mich bislang einzigartiges Erlebnis: Eine fremde Person packte meinen Koffer. Das war vermutlich keine Absicht, ich konnte ihn schnell mit dem Hinweis auf den Aufkleber meines Lieblings-Fußball-Vereins überzeugen, dass er mein Eigentum war.

Ich hatte das Hilton am Flughafen gewählt, mit einem eigenartigen Shuttle System: Zum Hotel war der Transfer frei, zum Flughafen kostet es fünf Franken. In der Nähe des Hotels ist eine S-Bahn, die mich in die Innenstadt brachte. Während der Fahrt wurde ich kontrolliert, was mir in Deutschland die letzten zwanzig Jahre nicht passiert ist. Und ich war stolz, dass ich bei meiner ersten Bahnfahrt in der Schweiz alles richtiggemacht hatte.

Zürich begrüßte mich Anfang März mit strahlend blauem Himmel und fantastischen Wetter. Eine Sehenswürdigkeit, die ich schon immer mal sehen wollte, gab es nicht. So schlenderte ich planlos durch die Innenstadt, die ganz nett war. Auf die Idee, gezielt als Wochenend-Ausflug noch einmal dorthin zu fahren, war ich anschließend aber nicht gekommen.

Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)
Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)

Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)
Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)

Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)
Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)

Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)
Unterwegs in Zürich (Handy-Bild)

Ich ließ es mir nicht nehmen im Freien ein Bier zu trinken bei der unerwarteten Hitze im März, und ich fühlte mich bereits wie in der Karibik. Das hatte natürlich seinen Preis, ich war in der Schweiz. Später hatte ich in einem Lokal zwei Bier, ein Rum (es ging bekanntlich nach Kuba) und eine Kleinigkeit zum Essen für stolze 45 €. Ich bereute die paar Euro Aufschlag für die Lounge im Hotel nicht, bei der es freie Getränke während der Cocktailstunde gab. Später an der Bar traute ich meinen Augen nicht, als ich die Spirituosen Preise für Schweizer Morand-Brände sah. Diese stehen für eine hohe Qualität und diese waren günstiger als bei uns zu Hause. Ob sich das Hotel hier verkalkulierte, oder wir in Deutschland überhöhte Preise dafür bezahlen müssen, hatte sich mir nicht erschlossen.

Mein Abflug am nächsten Tag war erst um vier Uhr am Nachmittag, so hatte ich ausreichend Zeit, noch einmal in die Stadt zu fahren. Leider meinte es der Wettergott es dieses Mal nicht so gut mit mir, es regnete in Strömen. Es machte mir keinen Spaß herumzulaufen, und fuhr frühzeitig wieder zum Flughafen. Hier vertrank ich meine letzten Franken, und lernte, dass Schweizer Geld stinkt. Meine Hände rochen ekelhaft, als ich das letzte Kleingeld vertrank. Argh! (allgemeiner Piraten-Ausdruck)

Die Wege am Züricher Flughafen sind lang, und ich wurde gewarnt, dass es bis zu meinem Gate zwanzig Minuten dauern würde. Ich stoppte die Zeit, es dauerte durch Zugfahrt & Co sogar länger. An Schaltern vor dem Gate wurden die Dokumente kontrolliert. Bei mir gab es keine Wartezeit, aber später wurden die Schlangen länger und länger.

Prognosen sind Bestandteile meines Berufes, und ich bilde mir ein, dass ich gut darin bin. Von Beginn an hatte ich ein gutes Gefühl, dass es mir bei Edelweiß an Bord gefällt, und es wurde besser als meine Erwartungen. Eine Crew, die gut gelaunt war, ein bequemer Sitz, eine lockere Stimmung, was will man mehr. Beim Bestellen des Mittagessens hatte ich ein Miniproblem, mit manchen Schweizer Ausdrücken konnte ich wenig anfangen. Ich lernte, dass Nüssli nichts mit Nüssen zu tun hat, sondern ein Feldsalat ist, und weitere kulinarische Feinheiten des Landes. Als Vorspeise wagte ich mich an Trutenmostbröckli vom Zeller und roter Kabissalat mit Äpfeln, und dass ich zum Hauptgang einmal Zungenwurst esse, hätte ich vorher nie gedacht (Kalbstafelspitz begleitet von Zungenwurst, Speck mit Dörrbohnen, Rahmsauerkraut und Petersilienkartoffeln). Aber die Empfehlung der Stewardess war gut, es hatte würzig und pikant geschmeckt:

Mahlzeit! Zungenwurst (unten links), serviert bei Edelweiß von Zürich nach Varadero (Handy-Bilder)
Mahlzeit! Zungenwurst (unten links), serviert bei Edelweiß von Zürich nach Varadero (Handy-Bilder)

Danach schaute ich mir den Film Bohemian Rhapsody an, das biografisches Filmdrama von Freddie Mercury, an. Das wurde Ga-Ga. Radio Ga-Ga. Der Auftritt bei Live Aid wurde von der Musikpresse als bester Liveact aller Zeiten umjubelt, und wird im Film akribisch nachgestellt. Auf wenn keiner seiner Exzesse im Film vorkommen (Altersfreigabe in Deutschland bei sechs Jahren) und man wenig über sein wirkliches Leben erfährt, bietet er alles, was für einen guten Musikfilm fundamental ist, und hatte meine Erwartungen erfüllt.

Beim schönen Blick aus dem Fenster (auch wenn es nicht viel zu sehen gab):

Auf dem Flug von Zürich nach Kuba (Handy-Bild)
Auf dem Flug von Zürich nach Kuba (Handy-Bild)

war es um mich geschehen. Kurz und frei nach Kafka: „Im Flieger gewesen. Geweint“. Das Leben ist schön.

Kuba, ich komme.

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