Bilder und Reiseberichte von mir rund um die Welt

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Grönland im März: Ein arktisches Wintermärchen, oder Schneechaos und Hundekälte?

Ein Besuch von Ilulissat und Kangerlussuaq in Grönland im Jahr 2017

Die Fahne von Grönland
Grönlands Nationalflagge

Inhaltsverzeichnis:

Die Rückreise und das Fazit

Die Rückreise und das Fazit

Als wir vom Hotel zum Flughafen für unseren Weiterflug nach Kangerlussuaq gebracht wurden, ahnten wir nicht ansatzweise, was auf uns zukommt. Eingecheckt wurden wir, und mitgeteilt, dass unser Flug so mit der Einzige war, der abgehen soll, die GL582, die anderen wurden wegen des schlechtem Wetters gestrichen:

Ausfall
Ausfall

Vierzig Minuten Verspätung ist zu ertragen, und wir hatten keinen Anschluss-Flug. Schrittweise leerte sich das Terminal, die Passagiere auf den gestrichenen Strecken wurden umgebucht und verließen das Gebäude. Die Flüge aus dem Norden kamen wegen des Wetters nicht, aber „unser“ Flugzeug konnten wir auf dem Flightradar verfolgen. Am Ende saßen wir zu zweit in der Halle, und ein Mitarbeiter der Air Greenland fragte uns, ob wir die Passagiere der GL582 wären. Der Flug wurde auch gestrichen, wir wären die einzigen Passagiere, und dafür wollte man bei den Wetter-Kapriolen nicht das Risiko eingehen zu fliegen und den Umlauf zu gefährden. Wir wurden umgebucht auf den nächsten Tag, wenn auch mit dem Umweg über die Hauptstadt Nuuk. Eine Übernachtung im Hotel Arctic plus Essen und Trinken wurde gewährt. Wir ersparten uns dadurch die Übernachtung in Kangerlussuaq, verpassten dadurch aber leider die Fahrt zum Inlandseis, was der Grund unseres Aufenthaltes dort war.

Das Hotel liegt außerhalb der Stadt, da Essen und ein Getränk frei waren, blieben wir dort. Über das abendliche Büffet war ich enttäuscht, es gab die umwerfende Auswahl von Heilbutt, Reis, Blumenkohl und ein Kuchenstückchen. Der Fisch war gut, ich hätte aber etwas mehr Auswahl erwartet. Fischhasser wären enttäuscht gewesen und hungrig geblieben.

Am nächsten Morgen ging es pünktlich auf die gegenüber dem Nonstop-Dienst dreifach längere Umsteige-Strecke Ilulissat-Nuuk-Kangerlussuaq wieder mit einer Dash 8 der Air Greenland. Vor Ort angekommen war schlechtes Wetter, und kalt und düster. Für einen Ausflug hatten wir keine Lust, wir liefen etwas durch den hässlichsten Ort von Grönland. Das ist kein Wunder, er geht auf einen US-amerikanischen Armeestützpunkt zurück. Es gibt keine richtigen Einheimischen dort, nur Angestellte und ihre Familien. Wer ohne einen Arbeitsplatz eine Wohnung sucht, wird keine finden, die Häuser und Appartements gehören den Firmen vor Ort.

Kangerlussuaq (Handybild)
Kangerlussuaq (Handybild)

Wir freuten uns auf das Abendessen, und hatten eine Reservierung im Restaurant Roklubben, den Ruderclub. Er wirbt auf der Homepage mit „You can taste the best that Greenlandic cuisine has to offer in a relaxed atmosphere“. Auf dem Menü stehen Gerichte wie Smoked Greenlandic halibut Smoked Greenlandic halibut und Reindeer Fillet, Served with potatoes, vegetables and wild sauce. Als der unpünktliche Shuttle erschienen war, traute ich meinen Augen nicht, denn eine englischsprachige geschwätzige Schulklasse war bereits im Bus. Ich war froh, in meiner Jugend einen Schul-Ausflug in den nahe gelegenen Taunus gemacht zu haben  … Am Club angekommen, sahen wir weitere zwei Busse, die Passagiere waren bereits im Restaurant. Dort war ein Mini-Büffet aufgebaut, auf die Eröffnung warteten circa einhundert hungrige Gäste. Das war Massentourismus pur, und das in Grönland. Das wollten wir uns nicht antun, und fuhren umgehend wieder zurück zum Flughafen-Hotel, um uns in der biederen Cafeteria satt zu essen.

Der nächste Morgen zog sich, wir mussten um zehn Uhr das Zimmer verlassen, und der Flug nach Kopenhagen sollte um 13:10 gehen. Beim Blick auf die Homepage der Flughäfen von Grönland sahen wir, dass die Anschluss-Flüge zum Flug nach Kopenhagen allesamt Verspätung haben, der Airbus selbst aber in Dänemark gestartet war. Dass der nur mit den wenigen Gästen vor Ort geht, konnten wir uns nicht vorstellen.

Beim Einchecken wurde uns erwartungsgemäß mitgeteilt, dass wir Verspätung haben, aber nicht wie lange. Als der Airbus Norsaq relativ pünktlich landete, aber immer noch kein Zubringer-Flug gelandet war, gab es zuerst eine Ansage in Dänisch, ich verstand nur etwas mit Kopenhagen. Beim Blick auf die Anzeigetafel kam der Schock, vom 13:10 wurde erst auf 23:15 und dann auf 23:20 gesprungen. Uns war sofort klar, das galt der Crew, die zweimal 4 ½ Stunden fliegen muss und die maximale Dienstzeit bei der Verspätung überschritten wurde. Diese bezog Zimmer im Hotel, und wir hatten eine weitere Wartezeit von zehn Stunden. Den Flughafen verlassen wollten wir nicht, wir waren nicht passend angezogen, und so richtig schön war es draußen auch nicht. Wir kauften uns Wi-Fi für das Internet für den ganzen Tag, und bezogen in der Bar des Flughafens Station. Leider reagierte ich zu spät, das Restaurant des Hotels ist unter normalen Bedingungen geschlossen während dieses Monats, öffnete aber wegen des Chaos. Als ich einen Tisch bestellen wollte, waren alle bereits ausgebucht.

Der Airbus A330 Norsaq von Air Greenland in Kangerlussuaq
Der Airbus A330 Norsaq von Air Greenland in Kangerlussuaq

Es gibt schlimmeres, als in einer Bar zu sitzen, aber nach paar Bier und Blick auf die Uhr konnten wir das Programm aus Kosten- und Gesundheits-Gründen nicht weiter so betreiben. Wenigstens landete jetzt eine Maschine nach der anderen, um Passagiere für den nächtlichen Flug zu bringen:

Der Flughafen von Kangerlussuaq
Der Flughafen von Kangerlussuaq

Der Flughafen von Kangerlussuaq
Der Flughafen von Kangerlussuaq

die alle hungrig waren. Die Cafeteria war bei den kalten Gerichten schnell ausverkauft, und für die warmen gab es Schlangen wie früher im Winterschlussverkauf. Der Abend brachte noch eine weitere unerwartete Wende. Wir fragten noch einmal im Restaurant nach einem freien Platz ohne Chance. Mit uns in der Bar saß ein sehr freundliches Paar aus Schweden, die wir bereits mehrfach in Ilulissat gesehen hatten. Die Frau probierte es mit einer Tisch-Bestellung, und kam freudestrahlend zurück, mit der Meldung, dass sie einen bekommen hatte. Wir freuten uns, und hatten einen schönen Abend, bei gutem Büffet-Essen und einer sehr interessanten Unterhaltung mit den beiden. Sie wohnten lange in Afrika, und haben nun in Schweden ein „Afrikanisches Haus“, was auf der Homepage sehr schick aussieht. Wir tranken das letzte grönländische Bier, nicht nur für uns, sondern auch der Flughafen-Bar und im Restaurant, es war aus und der nächste Schiffs-Transport kommt in drei Monaten. Eine Anlieferung mit Flugzeug ist zu teuer für Bier. Die dänischen Plörren gab es immerhin weiter.

So ging die Zeit doch noch relativ schnell herum bis zum Abflug. Erstmals war ich unter diesen Begleitumständen froh, das Land verlassen zu können, für eine weitere Streichung hätte ich keine Lust mehr gehabt. Wir konnten zum Glück jeder zwei Plätze im ansonsten fast vollen Flug ergattern, und freuten uns nach dem Start auf etwas Schlaf. Der war hinter Grönland unmöglich. Als ich die Ansage hörte, dass sich die Crew auf ihre Positionen setzen muss, war mir klar, was kommt. Wir wurden hin und her geschüttelt, so starke Turbulenzen hatte ich wissentlich noch nie auf einem Flug. Ich denke, alle Passagiere waren froh, wie wir Dänemark erreichten, bis auf die zwei Jungs in meiner Nachbarreihe. Diese schliefen fest, ich lobte die Mutter später, dass ihre Kinder wahre Helden wären:

Guten Morgen Dänemark
Guten Morgen Dänemark

Da das Hilton am Flughafen nicht mehr storniert werden konnte, legten wir uns drei Stunden hin und flogen um ein Uhr weiter nach Frankfurt, wiederum mit einigem Geschüttel. Das Ende war unschön und anstrengend, wobei es natürlich schlimmeres gibt. Wir fuhren zurück nach Hause, und meine Reisebegleitung verabschiedete sich mit „Danke für das Abenteuer“. Das war es in der Tat  …!

Es gab coole Momente auf dieser Reise, die ein arktisches Wintermärchen waren (der Eis-Fjord, die Bootsfahrt, die Hundetour), aber auch Schneechaos und Hundekälte. Natürlich plane ich weiterhin nach Grönland zu fahren, und habe auch diese Reise und Erfahrung nicht bereut. Noch einmal im Winter muss aber nicht sein. Nicht nur wegen der Verspätung, sondern auch wegen der Eingeschränktheit beim Wandern. Und wieder wie so oft hatte ich keine Nordlichter gesehen, das wird mir in meinem Leben nach vielen erfolglosen Versuchen leider enthalten bleiben.

Danke für das Lesen und coole arktische Grüße wünscht Gerald!

Zinni auf dem Flughafen von Kangerlussuaq
Zinni auf dem Flughafen von Kangerlussuaq


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